In Berlin gibt es, wie in vielen anderen deutschen Städten auch, Orte, die sich ganz unscheinbar in die Struktur einer Stadt einfügen, bei genauerem Hinsehen jedoch Spuren der Geschichte tragen. Ein solcher Ort ist auch die kleine Grünfläche am Rande des Rosa-Luxemburg-Platz, die an der Ecke Almstadtstrasse Rosa-Luxemburg-Strasse liegt. Vor dem 2. Weltkrieg stand dort ein für seine Zeit spektakuläres Haus, das der Architekten Hans Poelzig im Rahmen seines Gesamtbebauungsplanung für den Platz entwarf und zwischen 1928 und 1929 auch bauen ließ: an einem zweigeschossigem Vorbau mit großen Fensterfronten für Ladenlokale schloss sich ein insgesamt fünfgeschossiges Wohnhaus an. Auf dem Dach des Vorbaus befand sich eine große Terrasse. Im 2. Weltkrieg wurde das Haus zerstört und seine Grundfläche neu bebaut. Übrig blieb jedoch eine kleine Grünfläche, die so scheint es, auf eine neue Nutzung noch wartet. Für diese Fläche hat der in den Niederlanden geborene und heute in Berlin lebende Künstler Lucas Lenglet auf Einladung des Vereins eine Voliere entworfen in der zwischen Ende April 2007 bis Anfang Oktober 2007 sieben männliche Wellensittiche lebten. Durch ihre Größe und den auffälligen roten Draht zieht die Voliere, die leicht versteckt unter Bäumen steht, die Aufmerksamkeit auf sich. Die Grünfläche erscheint dadurch als Garten, in dem die immer schon anwesenden Vögel durch den Käfig ausgestellt sind und sichtbar werden und zugleich jedoch gefangen sind. Mit der Voliere schafft es Lucas Lenglet gleich mehrere Themen, die sich auch miteinander verbinden lassen, anzusprechen: die Formalisierung von Gewalt und Aggression und das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.
Für sein Projekt und sein Engagement möchten wir uns ganz herzlich bei Lucas Lenglet bedanken. Unser Dank gilt auch all jenen, die uns bei der Realisierung seines Vorhabens hilfreich zur Seite standen.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Botschaft der Niederlande.