Völkerfreundschaft */* Access All Areas (AAAAAAAAA), Eric Meier
Eröffnung / Opening: 14.9.2024, 14-18 h
Ausstellung / Exhibition: 14.9. – 31.3.2025
Öffnungszeiten / Opening hours: 24/7
Die Installation Völkerfreundschaft befindet sich auf der Grünfläche zwischen Almstadt- und Rosa-Luxemburg-Straße, Access All Areas (AAAAAAAAA) im Foyer des Kunstvereins. / The sculpture is located on the public green between Almstadt- and Rosa-Luxemburg-Straße, Access All Areas (AAAAAAAAA) in the foyer of the Kunstverein.
Öffnungszeiten / Opening hours: 24/7
In den Werken Völkerfreundschaft und Access All Areas (AAAAAAAAA) greift Eric Meier die Dynamik des Unfertigen, Prozesshaften und des politischen Statements auf. Völkerfreundschaft ist eine Bodeninstallation, die durch ihre bewusst unfertige, provisorische Anmutung sowohl dystopische Elemente der DDR-Vergangenheit als auch utopische Visionen zukünftigen Zusammenlebens reflektiert. Der Einsatz von fusionierten Glasskulpturen und Betonelementen verstärkt diesen zeitlichen Schwebezustand zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Diese Idee des Unvollendeten hat ein Echo in der Wandarbeit Access All Areas (AAAAAAAAA), die den Anarchiegedanken und die Frage nach Zugänglichkeit thematisiert. Wie ein Slogan, als wäre er von Jugendlichen in den Raum geworfen, greift das Werk politische Gesten auf und hinterfragt dabei gesellschaftliche Strukturen in einer Zeit wachsender Unsicherheit.
Beide Werke vereint eine für den Künstler typische ironische Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wobei sie auf unterschiedlichen Ebenen die Frage nach Zugehörigkeit und Zugang in der modernen Gesellschaft stellen.
Meiers Fotografien, Skulpturen und Videoarbeiten zeigen stets urbane Räume und Fragmente, in die sich Zeichen der postsozialistischen Transformation und der Verlust gesellschaftlicher Utopie eingeschrieben haben. Fotografien werden dabei zu Indikatoren von Wandel, die gleichermaßen von individuellen Mythologien wie kollektiven Umkodierungen oder Überformungen zeugen. Dies setzt sich in Meiers Installationen fort, die seine fotografische Arbeit mit Räumen aus Waschbeton, Second-Hand-Textilien und fusioniertem Glas verbinden. Dabei öffnet sich ein dritter, ästhetischer Raum, der irgendwo zwischen Utopie und Dystopie angesiedelt ist. Meiers Rhetorik ist vielschichtig, aber agiert nicht im Verborgenen. Themen des Scheiterns, des Verlustes, oder sozialer Identität ist der Arbeit inhärent. Er legt den Status-Quo des Umgangs mit städtischen wie medialen öffentlichen Räumen offen, in denen Verrohung und Vernachlässigung oft Teil der Realität ist.
Eric Meier( *1989 in Berlin, DDR, aufgewachsen in Frankfurt an der Oder) lebt in Berlin. Meier studierte an der Ostkreuzschule für Fotografie Berlin, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und an der Universität der Künste Berlin
Kuratiert von Susanne Prinz.
In his new works Völkerfreundschaft and Access All Areas (AAAAAAAAAAA), Eric Meier picks up on the dynamics of the unfinished, the processual and the political statement. Völkerfreundschaft is a floor installation that reflects both dystopian elements of the GDR past and utopian visions of future coexistence through its deliberately unfinished, provisional appearance. The use of fused glass sculptures and concrete elements reinforces this temporal limbo between past and future.
This idea of the unfinished is echoed in the wall piece Access All Areas (AAAAAAAAA), which thematises the idea of anarchy and the question of accessibility. Like a slogan, as if literally thrown into the room by young people, the work picks up on political gestures and questions social structures in a time of growing insecurity.
This idea of the unfinished is echoed in the wall piece Access All Areas (AAAAAAAAA), which thematises the idea of anarchy and the question of social accessibility. Like a slogan, as if literally thrown into the room by young people, the work picks up on political gestures and questions social structures in a time of growing insecurity.
Both works are united by an ironic examination of the past, present and future, posing the question of belonging and access in modern society on different levels.
Eric Meier’s photographs, sculptures, and video works consistently depict urban spaces and fragments that bear the marks of post-socialist transformation and the loss of societal utopia. His photographs become indicators of change, reflecting both individual mythologies and collective re-codings or overwrites. This theme extends into Meier’s installations, which integrate his photographic work with spaces made of exposed aggregate concrete, second-hand textiles, and fused glass. These installations create a third, aesthetic space situated somewhere between utopia and dystopia. Meier’s rhetoric is multilayered, yet it does not operate in secrecy. Themes of failure, loss, and social identity are inherent in his work. He exposes the status quo of how urban and media-driven public spaces are treated, where coarsening and neglect are often part of the reality.
Eric Meier (born 1989 in Berlin, GDR, and raised in Frankfurt an der Oder) lives in Berlin. Meier studied at the Ostkreuz School of Photography in Berlin, the Academy of Fine Arts Leipzig, and the Berlin University of the Arts.
Curated by Susanne Prinz.
Unterstützt von / supported by IBAUmbh, Berlin.
The Reading Room, Daniela Comani
Eröffnung / Opening: 14.9.2024, 14-18 h
Ausstellung / Exhibition: 14.9. – 31.10.2024
Öffnungszeiten / Opening hours: Do – Sa / Thu – Sat 14 – 18 h und nach Vereinbarung / and by appointment
The Reading Room zeigt zentrale Werkserien und eine ortsspezifische Installation der in Berlin lebenden italienischen Künstlerin Daniela Comani. Die Arbeiten, speziell für diese Einzelausstellung produziert, basieren auf dem umfangreichen Archiv der Künstlerin. Sie thematisieren Geschlechterungleichheit und deren sozialpolitischen Verflechtungen in vermeintlich gleichberechtigten Gesellschaften, indem sie auf Themen wie Gewalt und Machtdynamiken aufmerksam macht, die in der Sprache und ihrer Verwendung verwurzelt sind.
Comani, die sich seit Beginn ihrer Karriere mit Geschlecht, Identität und sozialen Stereotypen auseinandersetzt, verwendet oft textbasierte Werke, um sprachlich bedingte Diskriminierung und Klischees, die durch Medien perpetuiert werden, aufzudecken. Oft kehrt sie dazu die gegebenen Geschlechterrollen um und forciert so eine andere Wahrnehmung. So auch in den elf neuen Werken aus der Serie You are Mine, in denen Comani ihre Recherchen zu Femiziden fortsetzt. Diese, wie auch die zugehörige neue Videoarbeit Reversal Exercise, veranschaulicht diesen Prozess und laden ein, zu erleben, wie eine einfache Geschlechterumkehr eine Erzählung dramatisch ändert.
You are Mine ist die Fortsetzung einer Serie, die sich mit denselben Verbrechen in Italien beschäftigt und 2022 in der Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea in Rom präsentiert wurde. Sie bezieht sich auf kurze Pressetexte zu häuslicher Gewalt und gewaltsamen Beziehungstaten. Durch die Einbindung von Artikeln aus deutschen Medien wird die Brisanz des Themas deutlich und als ein drängendes Problem vor unserer eigenen Haustür entlarvt.
Vergleichbar ist auch die ortsspezifische Installation Orlando’s Library organisiert. Virginia Woolfs geschlechtsfluidem Charakter Orlando gewidmet, zeigt sie Bücherregale mit einem bekannten Lesekanon, der nun verwirrenderweise ausschließlich von Heldinnen beherrscht wird. Aus Musils Der Mann ohne Eigenschaften wird so Die Frau ohne Eigenschaften. Die über 300 digital platzierten Büchern in den Regalen stammen aus der laufend durch die Künstlerin erweiterten Serie Neue Veröffentlichungen herausgegeben von Daniela Comani (2007ff), deren Titel alle von ihr verändert werden.
Zusätzlich wird eine Auswahl aus der fortlaufenden Serie Cover Versions gezeigt, in der die Künstlerin Titelbilder von politischen Magazinen wie Time oder Der Spiegel mit Selbstporträts in die Rolle des Protagonisten der Schlagzeilen versetzt.
Zur Eröffnung der Ausstellung wird anlässlich der Berlin Art Week bis 22. September eine von Daniela Comani konzipierte urbane Intervention auf der Plakatwand in der Tor- / Karl-Liebknecht-Straße zu sehen sein.
Im Rahmen der Ausstellung wird das neue Künstlerbuch You Are Mine von Daniela Comani – erschienen bei Monroe Books – präsentiert.
Die Ausstellung ist kuratiert von Chiara Valci Mazzara und Susanne Prinz.
*Biografie am Ende der Seite / for biography scroll down
Eng: The Reading Room shows central series of works and a site-specific installation by the Berlin-based Italian artist Daniela Comani. The works, produced especially for this solo exhibition, are based on the artist’s extensive archive. They address gender inequality and its socio-political entanglements in supposedly equal societies by drawing attention to issues such as violence and power dynamics that are rooted in language and its use.
Comani, who has been exploring gender, identity, and social stereotypes since the beginning of her career, often uses text-based works to expose linguistic discrimination and clichés perpetuated by the media. She frequently reverses the given gender roles and thus forces a different perception. This is also the case in the eleven new works from the series You are Mine, in which Comani continues her research into femicide. These, as well as the new video work Reversal Exercise, illustrate this process and invite the viewer to experience how a simple gender conversal dramatically changes the narrative.
You are Mine is a continuation of a series that addresses the same crimes in Italy and was presented in 2022 at the Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea in Rome. The work draws on brief press reports about domestic violence and violent relationship crimes. By incorporating articles from German media, the urgency of the issue is highlighted, revealing it as a pressing problem right on our doorstep.
The site-specific installation Orlando’s Library is organised in a similar way. Dedicated to Virginia Woolf’s gender-fluid character Orlando, it shows bookshelves with a well-known reading canon that is now bewilderingly dominated by heroines. In addition, the ongoing series Cover Versions will be shown, in which the artist reinterprets magazine covers with self-portraits to create a media diary.
In this way, Musil’s Der Mann ohne Eigenschaften becomes Die Frau ohne Eigenschaften. The over 300 digitally placed books on the shelves are part of the ongoing series New Publications edited by Daniela Comani (2007 and ongoing), in which all titles have been altered by the artist.
Additionally, a selection from the ongoing series Cover Versions will be displayed, in which the artist places self-portraits in the role of the protagonist of headline stories by reimagining the covers of political magazines such as Time or Der Spiegel.
In celebration of Berlin Art Week, an urban intervention conceived by Daniela Comani will be featured on the billboard at Tor-/Karl-Liebknecht-Straße until September 22nd, coinciding with the exhibition’s opening.
As part of the exhibition, Daniela Comani’s new artist book You Are Mine, published by Monroe Books, will be presented
The exhibition was curated by Chiara Valci Mazzara and Susanne Prinz.