Ein Vorschlag zum Verständnis wäre die zwischen Ästhetizismus und Albernheit, zwischen Ernst und Ironie oszillierenden Krabbensucher nicht mit Kategorien wie Figuration und Abstraktion zu betrachten, sondern – quasi wörtlich – von einer Maskierung zu sprechen. Ausgehend von der etablierten Entwicklungsgeschichte westlicher Malerei als systematische Zerstörung des Figurativen, sind damit eigentlich jene postabstrakten Werke gemeint, die die Fortsetzung der modernen Repräsentationskritik mit anderen Mitteln als denen der Defiguration betreiben. Die Frage ist, ob Maiers Arbeiten, die ohne Zweifel ausgesprochen abstrakt daherkommen aber sich gleichzeitig zu etwas Erkennbaren formieren, als ironischer Kommentar zur Krise des Bildes gemeint sind. Oder beschäftigen den Künstler eher die Verschiebungen und Konflikte, die dort entstehen, wo verschiedene Systeme des Bildverständnisses aufeinander treffen? Eindeutig ist, dass der etablierte Abstraktionskanon mit seinen Farbmystikern, Farbe-als-Material-Theoretikern und Farbfeldsystematiker unverzichtbare Folie ist. Sie ist Ausgangspunkt für ein wildes Programm von Anspielungen, Verweisen und spleenigen Quasi-Zitaten, das erst gepaart mit unserer erlernten Fähigkeit, selbst in den reduziertesten Formen noch etwas lesen zu können, zu einem typischen Maier-Werk werden kann. Mit Krabbensucher, seiner ersten unmittelbar architekturbezogene Installation, hat der Künstler eine verblüffend einfache Lösung gefunden, seiner andauernden Recherche einen weiteren Dreh zu geben. Denn hier trifft buchstäblich zu, dass sich nicht nur – wie im Zusammenhang seiner autonomen Bildboxen zu beobachten – die Bildflächen von der Wand weg in den Raum hinein aufblättert sondern Realraum und Bildraum sind untrennbar miteinander verwoben. Das Resultat ist eine Installation, die das Publikum zu Mitverschwörern macht und es ihm nicht gerade leicht macht, sich im Sperrfeuer manieristischer Tricks zu positionieren. Zum Glück liefert der Künstler die Beute jedes Krabbensuchers gleich mit. Hoch oben im Treppenhaus hat er das Porträt des archaischen Urtiers separat platziert. Da sitzt es nun, das Krustentier, das sich mehr rückwärts und seitwärts als vorwärts bewegt.