27.04.–30.06.2019
Das Projekt der Phantom Monumente von Renata Kaminska nahm bereits vor einiger Zeit seinen Anfang, als die in Polen geborenen Berliner Künstlerin begann, zur Person Rosa Luxemburgs zu recherchieren. Wie diese ist sie in Zamość geboren. Eine biografische Koinzidenz, die Kaminska zum Anlass nahm, in Polen befindliche Orte aufzusuchen, die einen historischen Zusammenhang mit der Politikerin haben. Was sie fand war in erster Linie Nichts: verschwundene oder vernachlässigte Gebäude, keine Denkmäler, nicht mal Erinnerungstafeln. So wurde zuletzt am 13. März 2018 in Zamość die Gedenktafel entfernt, die an Rosa Luxemburg erinnert hatte. Zwar ist es inzwischen wahrscheinlich, dass das Haus, an dem die Tafel seit 1979 befestigt war, fälschlich für das Geburtshaus Rosa Luxemburgs gehalten wurde, der Grund für die Entfernung aber war – so nimmt es zumindest die Rosa-Luxemburg-Stiftung an – ein politischer und reiht sich ein in eine Reihe von Maßnahmen, die seit 2016 in unserem Nachbarland per Gesetz Straßennamen und überhaupt öffentliche Zeugnisse beseitigt, die an die Zeit des Kommunismus erinnern. Diese Form der damnatio memoriae ist seit der Antike eine gerne praktizierte Politik. Man kennt sie auch aus George Orwells Roman 1984, in dem in Ungnade gefallenen Un-personen rückwirkend vaporisiert (aus Veröffentlichungen gelöscht) werden. Dieser demonstrative Tilgung der Erinnerung an Rosa Luxemburg widmet die Künstlerin 100 Jahre nach deren Tod jetzt eine Skulpturenreihe, deren Name an die nicht vorhandenen offiziellen Erinnerungsorte und –denkmale erinnert und deren freie Form von leeren Fahnenhaltern abgeleitet ist. Ergänzt wird die Skulpturengruppe Phantom Monument II durch Infotexte im Foyer des L40.
Die Werkgruppe der Phantom Monumente wurde, bzw. wird in unterschiedlichen Konstellationen und Größen in Warschau, Berlin, Zürich und Zamość gezeigt. Weitere Informationen unter: www.rosaluxemburg2019.eu