01.03.2013, 12—18 Uhr & 02.03.2013, 10—14 Uhr
Eröffnung am 28.02.2013, ab 19 Uhr
Humboldt—Universität zu Gast im Kunstverein am Rosa—Luxemburg—Platz e.V.
Rahmen / Frames — Ein interdisziplinärer Ausstellungsparcours des Seminars Rahmen aus dem interdisziplinären Studienprogramm »Vielfalt der Wissensformen« der Humboldt-Universität zu Berlin
Als Ergebnis des Seminars Rahmen aus dem interdisziplinären Studienprogramm »Vielfalt der Wissensformen« der Humboldt-Universität zu Berlin ist unter Leitung von Dr. Alexandra von Stosch ein interaktiver Ausstellungsparcours entstanden. Zu diesem wird vom 28. Februar bis zum 2. März 2013 von den Teilnehmerinnen des Seminars und dem ‚L40 – Verein zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz‘ eingeladen. Die offizielle Eröffnung findet am 28. Februar um 19 Uhr in den Räumlichkeiten des L40 (Linienstraße 40, Berlin-Mitte) statt.
Was ist ein Rahmen? Bei dieser Kurs-Leitfrage ging es nicht nur um Umrandungen von Gemälden, sondern vielmehr um das Prinzip der Rahmenbedingung und dessen Bedeutung in verschiedenen Kontexten. Vorträge und Anregungen von Expert_innen verschiedener Disziplinen eröffneten den Studierenden die Möglichkeit, sich aus Sichtweise der Bereiche Kunst, Mathematik, Literatur, Film, Architektur, Philosophie, Neurowissenschaften und Soziologie mit der Thematik zu beschäftigen.
Als eigene Rahmenbedingung des praktischen Teils des Kurses fungiert die derzeitige Ausstellung des mexikanischen Künstlers Emilio Chapela mit dem Titel Tsundoku – Piling Up Books Without Reading Them – a Kurt F. Goedel Library. Im Austausch mit Chapela wurde der Rahmen von Information und das Buch als Kommunikationsmittel thematisiert und auf Chapelas Installation Bezug genommen.
Special Guest ist eine Installation der Berliner Konzeptkünstlerin Susanne Weirich von 1994, bei der ein Barockgemälde durch seinen Rahmen und lediglich in seiner akustischen Beschreibung präsent ist.
Die Besucher_innen sind eingeladen, sich zu eigenen Rahmenbedingungen Gedanken zu machen, durch ungewohnte Rahmen zu schauen, ihre Sichtweise und Blickwinkel in Frage zu stellen: Sie werden selbst Teil der dynamischen Ausstellung.
Hintergrund: Theoretischer Rahmen für die Erarbeitung des Parcours waren folgende Beiträge und Positionen der Gastdozent_innen und ausgewählte Lektüre:
Die gmp-Architektin Doris Schaeffler beschrieb Bauten als Rahmen des täglichen Lebens/Arbeitens und als Diskurs von “innen” und “außen” sowohl in der westlichen wie auch in der aktuellen chinesischen Architektur. Besonderes Augenmerk lag auch auf dem „Genius Loci“ – der Umgebung und dem damit verbundenen Gefühl, welches ein neues Gebäude (oder Element) einrahmt. 
Der Drehbuchautor Marc Terjung erläuterte nicht nur die Rolle von “Frames” innerhalb des Filmes, sondern auch ganz konkret die materiellen und inhaltlichen Rahmenbedingungen kreativen Schreibens.
Prof. Dr. Wolfram Bergande setzt sich als Philosoph intensiv mit den Theorien von Jacques Derrida und dessen Konzept des Parergon auseinander, dem scheinbar nebensächlichen Rahmen eines Werks, der in seiner Differenz zur Dekonstruktion des Werks führen kann. Es wurde die Notwendigkeit eines Gegenübers betont, der Formung eines Innen durch Unterscheidung zum Außen.
Der Mathematiker Prof. Dr. Bernd Mahr referierte Rahmen als Mittel der Sinngebung. Insbesondere die Kontextabhängigkeit der Wahrnehmung und ihr kreatives Potential durch Definitionen wurde an mathematischen Beispielen illustriert und auf Marvin Minskys Überlegungen zur künstlichen Intelligenz hin erweitert. In der Analyse von Werken Daniel Burens in Hinblick auf die Bedeutung kultureller Kontexte wurde der Bogen zu Rahmen in der und für die Kunst gespannt.
Eine soziologische Herangehensweise an die Thematik erfolgte in der Auseinandersetzung mit Erving Goffmans Konzept der Rahmenanalyse, die Erfahrung als Handlungsrahmen postuliert und Modulation und Täuschung als wichtige Komponenten des täglichen Handelns erklärt.
Aus nicht nur neurobiologisch-psychologischer Sicht analysiert Prof. Dr. Ernst Pöppel unser Thema in Der Rahmen – Ein Blick des Gehirns auf unser Ich (2006). Das Buch, welches unter anderem Multikausalität unterstreicht und für Interdisziplinarität plädiert, sorgte letztendlich für die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich als Rahmen für Empfinden und Handeln.
Rahmen / Frames
Ausstellungsparcours des interdisziplinären Seminars zum Thema Rahmen (»Vielfalt der Wissensformen«, Humboldt-Universität zu Berlin) unter der Leitung von Dr. Alexandra von Stosch, kuratiert von Lea Fresmann, Maria Kaledenkova, Stephanie Lara Stein, Sabina Schwachenwalde, Lucia Xu in Bezug zur interaktiven Installation Tsundoku – Piling up Books Without Reading Them – a Kurt F. Goedel Library by Emilio Chapela, Mexico City.
Special Guest: Susanne Weirich, Berlin
Auf Einladung von L40 – Verein zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa- Luxemburg-Platz e.V., Linienstr. 40, Berlin-Mitte