Im Rahmen der HU-Gastprofessur von Prof. Dr. Eva Ruhnau, Physikerin und Prof. Dr. Alexandra von Stosch, Kunstwissenschaftlerin, sind vielfältige diskursive Annäherungen an das identitätsstiftende Potential des Themas »Zeit« entstanden. Die in einer Vortragsreihe mit Experten verschiedener Disziplinen, in theoretischen Auseinandersetzungen, in von Studierenden geführten Interviews und in Ausstellungs- sowie Atelierbesuchen angestoßenen Diskurse öffnet Are You There? anhand ausgewählter künstlerische Positionen, die zum Teil eigens für diesen Rahmen entwickelt wurden, und lädt die Besucher ein, eigene Positionen zur Wahrnehmung von »Zeit« zu beziehen.
Gezeigt werden mit Video, Sound, Zeichnung, Eisinstallation, Lichtobjekt, Sinnesparcours und Tanzperformance künstlerische Positionen, die sich in und mit der Zeit der Ausstellung ereignen, verändern oder verschwinden: Are You There? Eine der vielleicht größten selbstgewählten Herausforderungen der Kunst besteht darin, etwas sichtbar zu machen, das selbst nicht sichtbar ist. Zeit als eine dieser Unsichtbarkeiten kann als eines der Grundprinzipien der menschlichen Wahrnehmung gedacht werden. Alles, was wir sehen, hören, fühlen, schmecken oder riechen, ist innerhalb der Dimension Zeit als ein definierbarer Zustand von jetzt oder dann wahrnehmbar. Was aber können wir über das Wesen der Zeit selbst erfahren? Are You There? setzt einen mehrstündigen Zeitrahmen, innerhalb dessen sich Kunstwerke teilweise simultan und teilweise in einem definierten Nacheinander ereignen. Die mögliche Linearität einer programmatischen Chronologie der Ausstellung brechen zwei Näherungsweisen auf, mit denen die Ausstellung spielt: Zum einen hinterlassen die Besucher Spuren ihrer Gegenwart in der Ausstellung und in den Werken im Entstehungsprozess. Zum anderen wird die Zeit der Ausstellung durch Betonen und Ausblenden einzelner Sinne wahrnehmbar. Der Künstler, sein prozessuales Kunstwerk und der partizipierende Betrachter entwickeln in einem Moment Spuren, die im nächsten Moment, der Gegenwart des nächsten Ereignisses, schon zu Reminiszenzen des Vergangenen werden. Zeitebenen einzelner Mikrokosmen überschneiden sich zu einer makrokosmischen Assemblage. Die verschiedenen künstlerischen Medien variieren dabei die Vielfalt der Auseinandersetzungen mit dem Thema Zeit in zweierlei Hinsicht: Inhalt und Methode.
Positionen:
Sarah Wölker zeigt alternative Chronometer-Installationen in Video- und Mixed-Media-Arbeiten.
Katja Marie Voigt lädt die Besucher von Are You There? zur Teilnahme an einem Sinnesparcours im Umkreis des Rosa-Luxemburg-Platzes ein (Dauer ca. 20 min.), in dessen Verlauf Zeichnungen entstehen werden, die als Teil der wachsenden Installation im Ausstellungsraum fungieren. Um eine Anmeldung vorab über info@areyouthere.de mit präferierter Zeitangabe wird gebeten.
Christian Diller nähert sich dem Thema Zeit/Spuren in der Eisinstallation „Melting Memories (2015)“ und einem in situ Projekt aus Textil und Licht.
Constantijn Lange erschafft während der Dauer der Ausstellung eine Klangcollage aus in regelmäßigen Zeitabständen aufgezeichneten Sounds der Besucher im Ausstellungsraum und experimentellen, elektronisch erzeugten Klängen. Das so entstehende, einstündige Ambient-Live-Set wird um 23 Uhr uraufgeführt und leitet zur After-Show-Party über.
Kat Válastur, special guest der Ausstellung, zeigt eine Variation ihrer Choreographie „Oh! Deep sea-corpus III.“ Die Tanzperformance ist die vierte Episode ihres von Homers Odyssee inspirierten Projekts „Oh! Deep sea-corpus“, bei der Zeit und Raum einander aufheben.