Ariel Reichman,
3 seconds inhale — 7 seconds exhale

2011
Kuratiert von Susanne Prinz
 
Die Zeit in unterschiedlichster Wahrnehmung und unser Einfluß auf sie war das prägende Thema des letzten Dinners, das im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe der Gastfreundschaft stattfand. In 3 sec Einatmen, 7 sec Ausatmen konfrontiert der junge israelische Künstler Ariel Reichmann die Gäste mit einer scheinbar chaotischen Lichtregie für Nachtlichter, die von einem pfeifenden Wasserkessel kontrolliert wird. Dies tut er nicht, ohne vorher die Fähigkeit zu vermitteln, durch regelmäßig getaktete Atemübungen etwaige Panikattaken berherrschen zu können. Die Gäste, so in die Lage versetzt, dem fremden Rhythmus einen eigenen entgegenzusetzen, können von nun an die Reflexe des archaischen Notfallprogramms, Flucht, Kampf oder Starre (flight, fight, or freeze) durch die Konzentration auf den eigenen Körper im Moment stets unterlaufen. Kulinarisch begleitet wird diese Reflexion über fremd- und eigenbestimmte Zeit, von חמין. Tscholent, Schalet oder Chamin wurde vom Künstler als das wohl entschleunigste Essen der jiddischen Küche ausgewählt. Traditionell wird es am Freitag vor Sabbatbeginn zum Kochen gebracht, um dann auf niedriger Hitze bis zum Samstag Mittag selbstständig zu garen. Hier treffen sich Reichmanns meist heiter und verspielten Installationen und Skulpturen mit der schrägen Logik jüdisch orthodoxer Maschinenabhängigkeit.